Die zehn wichtigsten Radverkehrsmaßnahmen für Nürnberg
Ergebnisse der öffentlichen Umfrage des ADFC Nürnberg
Unter dem Motto „Die zehn wichtigsten Radverkehrsmaßnahmen für Nürnberg“ hat der ADFC Nürnberger Verkehrsteilnehmer zur Abstimmung gebeten. Vier Wochen lang, vom 13. Juli bis 10. August, konnte über 24 wichtige Maßnahmen für den Radverkehr abgestimmt werden. Über 1.000 Mal wurde diese Möglichkeit wahrgenommen.
Die Ausgangslage
Mit „Nürnberg steigt auf“ wurde Ende 2009 von der Stadt Nürnberg eine Radverkehrsstrategie formuliert, um den Anteil des Radverkehrs zu erhöhen. Dies ist ein wichtiger Beitrag, die dringendsten Verkehrsprobleme zu lösen, denn jeder, der vom Auto auf das Rad umsteigt, macht damit Platz auf den überlasteten Straßen. Viele Menschen haben aber den Eindruck, dass es bisher nicht allzu viele Verbesserungen für den Radverkehr gegeben hat und die Beseitigung von Schwachpunkten im Nürnberger Radroutennetz nur sehr langsam vorwärts geht.
Der ADFC Nürnberg hat deshalb fast 200 Stellen aufgelistet, wo Verbesserungen nötig wären. Mit den bisher zur Verfügung stehenden Mitteln (1 Mio. Euro pro Jahr) ist auf absehbare Zeit nicht zu erwarten, dass alles Nötige umgesetzt werden kann. Nürnberg muss sehr viel mehr Geld in den Radverkehr investieren. Der Nationale Radverkehrsplan der Bundesregierung beziffert für eine Stadt wie Nürnberg den Finanzbedarf auf 6,5 bis 9 Millionen Euro pro Jahr!
Bisher entstehen Radverkehrsanlagen vor allem dort, wo ohnehin Straßen umgebaut werden. Platz für Radler gibt es fast immer nur dort, wo dies nicht auf Kosten des Autoverkehrs geht: Im Zweifelsfall ist immer die Anzahl und Breite der Fahrspuren oder die Zahl der Parkplätze wichtiger. Aber auch die bisher fehlende Konzentration auf die wichtigsten Mängel verhinderte, dass auf diese Weise ein gutes Radroutennetz geschaffen wurde. Sicher gab es viele kleine Verbesserungen, aber schmerzhafte Lücken an zentralen Stellen machen das Umsteigen auf das Fahrrad für Viele immer nochzu wenig attraktiv.
Die öffentliche Umfrage
Doch wo sind die wichtigsten Schwachpunkte? Welche Maßnahmen wären vorrangig, um die Bedingungen für den Radverkehr durchgreifend zu verbessern? Das wollte der ADFC von Nürnbergs Radlern wissen und hat in einem ersten Schritt 24 Maßnahmen ausgewählt, die er für besonders „wichtig“ hält (vgl. http://www.adfcnuernberg.de/radverkehr/abstimmung-radverkehrsprojekte.html). Im Rahmen einer Online-Abstimmung vom 13. Juli bis 10. August waren dann Nürnbergs Radler aufgerufen, daraus 10 Maßnahmen auszuwählen, die sie für „sehr wichtig“ halten.
Trotz Ferienzeit war die Resonanz überwältigend: Es kamen 1.078 Antworten. Obwohl es einiger Aufwand war, die Fragen durchzuarbeiten und bei 24 vorgeschlagenen Maßnahmen zu entscheiden, ob man diese für „sehr wichtig“, für „wichtig“ oder „nicht wichtig“ hält, und fast jeder mangels detaillierter Ortskenntnis vor allem in den Außenbezirken auch mal „kenne ich nicht / keine Meinung“ ankreuzen musste, wurden bei fast 2/3 der Rücksendungen alle 24 Fragen beantwortet. Nur ein sehr geringer Anteil der Antworten war identisch, wir haben sehr differenzierte Rückmeldungen erhalten.
Das nachfolgend aufgelistete Ergebnis haben wir nach folgendem Modus ausgewertet: „sehr wichtig“ ergab 2 Punkte, „wichtig“ 1 Punkt. „nicht wichtig“ werteten wir als Widerspruch unserer Einschätzung und haben diese Antwort mit ‚-1’ gewertet. „kenne ich nicht / keine Meinung“ werteten wir ebenso wie fehlende Antworten als Enthaltung und haben dies mit 0 Punkten gewertet.
Zusammengefasst die wichtigsten Ergebnisse:
- Mit großem Abstand als wichtigste Maßnahme wird die Umgestaltung des Bahnhofsplatzes gesehen. Eine durchgreifende Verbesserung wird hier sicher nur langfristig möglich sein, aber auch mit kleineren Maßnahmen ist es möglich, die Sicherheit für Radler erheblich zu verbessern.
- Im Marientunnel sind es vor allem die Tunnelportale, wo seit langem die Radler nur eine sehr gefährliche Wegeführung in den stark belasteten Kreuzungen haben.
- Verbesserungen in der südlichen Fürther Str. und am Plärrer wären vor allem nötig, damit man mit dem Rad von der Weststadt nach Gostenhof und in die Südstadt gelangen kann.
- bis 9. Hier geht es vor allem um nachzubessernde Lückenschlüsse bei bestehenden Radrouten (siehe nachfolgende Tabelle), die bisher zu einem völlig ungesicherten Fahren auf stark befahrenen Hauptverkehrsstraßen zwingen.
- Die Radwege entlang der Münchener Straße müssten grundlegend saniert und verbreitert werden, da die Radwege teilweise sehr schlecht befahrbar und dem zahlreichen Radverkehr nicht angemessen sind.
Die Ergebnisse im Detail:
Rang | Maßnahme | sehr wichtig | wichtig | keine Meinung | nicht wichtig | Punkte |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | 09. Bahnhofsplatz | 693 | 210 | 62 | 45 | 1551 |
2 | 12. Marientunnel | 549 | 275 | 75 | 81 | 1292 |
3 | 21. Südl. Fürther Str. / Plärrer | 523 | 278 | 114 | 70 | 1254 |
4 | 01. Bayreuther Str. | 443 | 284 | 187 | 63 | 1107 |
5 | 18. Fürther Str. | 368 | 338 | 157 | 115 | 959 |
6 | 11. Allersberger Str. | 350 | 315 | 226 | 68 | 947 |
7 | 10. Frankenstr. | 367 | 289 | 227 | 79 | 944 |
8 | 13. Regensburger Str. | 325 | 318 | 199 | 108 | 860 |
9 | 19. Sigmundstr. | 309 | 320 | 246 | 81 | 857 |
10 | 08. Münchener Straße | 357 | 298 | 151 | 172 | 840 |
11 | 15. Verbindung Südstadt - Altstadt | 315 | 288 | 233 | 120 | 798 |
12 | 23. Gibitzenhofstraße | 258 | 325 | 293 | 80 | 761 |
13 | 03. Kilianstraße | 274 | 329 | 239 | 119 | 758 |
14 | 16. Maximilianstraße | 293 | 233 | 337 | 73 | 746 |
15 | 05. Lobsingerstraße | 230 | 291 | 344 | 91 | 660 |
16 | 24. Rothenburger Straße | 220 | 291 | 349 | 88 | 643 |
17 | 20. Willstraße | 233 | 314 | 254 | 147 | 633 |
18 | 04. Adolf-Braun-Straße | 228 | 265 | 335 | 133 | 588 |
19 | 14. Hinterm Bahnhof | 234 | 284 | 246 | 183 | 569 |
20 | 06. Äuß. Sulzbacher Straße / Bismarckstraße | 205 | 230 | 388 | 104 | 536 |
21 | 17. Ansbacher Straße | 177 | 200 | 447 | 106 | 448 |
22 | 22. Main-Donau-Kanal | 204 | 195 | 196 | 362 | 241 |
23 | 02. Verlängerung Rollnerstraße | 114 | 216 | 419 | 214 | 230 |
24 | 07. Innerer Kleinreuther Weg | 109 | 209 | 309 | 306 | 121 |
Das Fazit
Es überrascht nicht, dass vor allem Stellen im Innenstadtbereich als „sehr wichtig“ eingestuft werden, denn vor allem dort kommen viele Radler hin und brauchen bessere Bedingungen. Es fällt auf, dass vor allem Routen bemängelt werden, wo es eine starke Gefährdung durch Autoverkehr gibt. Stellen, an denen man sich behelfen kann, werden nicht für ganz so wichtig gehalten.
Auch der ADFC versteht das Ergebnis der Umfrage als Auftrag, sich besonders um Verbesserungen an diesen 10 Stellen zu bemühen. Wir fordern den neu gewählten Stadtrat auf, vorrangig dort gute Lösungen voranzutreiben. Dies heißt aber nicht, dass Verbesserungen an anderen Stellen unwichtig wären. Wo immer es eine gute Möglichkeit dafür gibt, sollte bei Umbauten auch weiterhin der Radverkehr angemessen berücksichtigt werden. Dies Alles ist sicher im Einzelnen keine leichte Aufgabe. Wir werden deshalb in nächster Zeit zu den einzelnen Punkten detaillierte Vorschläge präsentieren, die aufzeigen, was unserer Meinung nach kurz- und mittelfristig getan werden kann.