Mein Name ist Annelie. Ich bin 10 Monate alt. Jeden Tag werde ich von meinen Eltern in die Kita gebracht. Da wir auf ein Auto verzichten, fahre ich im Fahrradanhänger mit. Ich liebe es, die Welt aus dieser Perspektive zu entdecken. Allerdings ist die alltägliche Fahrt eine große Herausforderung für uns drei.
Kurz nachdem wir von zuhause los sind, folgt ein enger Gleisübergang, dort muss mich meine Mama mehrmals von Hand schieben und nachrücken. Öfter bleibe ich zwischen den Absperrungen hängen, sodass wir auf die Hilfe von vorbeilaufenden Passanten angewiesen sind. Andere Kinder, die mit ihren Geschwistern transportiert werden, haben noch mehr zu kämpfen: der breite Anhänger muss abgekoppelt und über den Bahnübergang geschoben werden.
An der großen Kreuzung passen wir nicht richtig auf den Fahrradweg, denn die Spur ist einfach zu eng und meistens von Lieferdiensten oder parkenden Autos zugestellt.
Hinter der Kreuzung verschwindet der rot-markierte Fahrradweg und wir befinden uns mitten auf der großen Straße zwischen schmutzigem Blech, dessen Abgase direkt in meinen Anhänger gepustet werden.
Kurz vor der Kita überqueren wir noch eine Landstraße mit einer “Querungshilfe”. Diese können wir jedoch nicht nutzen, weil sie für uns zu schmal ist. Daher wartet meine Mama immer, bis ein Autofahrer anhält, damit wir über diese zweispurige Straße fahren können. Dies kann aber länger dauern…
Fahrradfahren macht richtig Spaß, es ist gesund und schützt das Klima. Aber in unserer Stadt ist Fahrradfahren eher ein richtiges Abenteuer.
In Nürnberg wird die Anschaffung von Lastenrädern unterstützt. Damit diese nun auch freie Fahrt haben, möchten wir auf die Probleme der Radinfrastruktur aufmerksam machen und Lösungen vorschlagen. Deshalb planen wir am 01.06.2019, am internationalen Kindertag, eine Spontanaktion zu genau diesem Thema - passend auch zur ADFC-Kampagne #MehrPlatzFürsRad